Anatomie des Pferdes

Inhalt:

Der Körperbau
Die Muskulatur
Der Knochenbau

Definition: Exterieur
Definition: Format
Definition: Kaliber
Definition: Rahmen
Die Beurteilung des Pferdes

Die Vorhand
     • Der Kopf
     • Die Ohren
     • Die Augen
     • Die Nüstern
     • Die Zähne
     • Der Hals
     • Der Widerrist
     • Die Schulter
     • Die Vordergliedmaßen
Die Mittelhand
     • Der Rücken
     • Die Lenden
     • Der Brustkorb
     • Die Flanken
     • Der Bauch
     • Die Harn- und Geschlechtsorgane



Die Hinterhand
     • Die Kruppe
     • Der Schweif
     • Die Hintergliedmaßen
     • Die Fessel
     • Der Huf
       (noch nicht bearbeitet)






Der Körperbau

Der Körperbau des Pferdes
   1 • Unterlippe mit Kinn
   2 • Maul(spalte)
   3 • Oberlippe
   4 • Nüster
   5 • Nasenrücken
   6 • Auge
   7 • Stirn
   8 • Ohr
   9 • Schopf
 10 • Genick
 11 • Joch(bein)leiste
 12 • Unterkieferrand
 13 • Backe
 14 • Ganasche
 15 • Mähnenkamm
 16 • Hals
 17 • Kehlrinne
 18 • Schulter
 19 • Bug
 20 • Brust
 21 • Oberarm
 22 • Ellbogen
 23 • Unterarm
 24 • Vorderfußwurzelgelenk
 25 • Vordermittelfuß
 26 • Fesselkopf
 27 • Fessel
 28 • Huf
 29 • Kronrand
 30 • Ballen
 31 • Kastanien
 32 • Beugesehnen
 33 • Widerrist
 34 • Rücken (Sattellage)
 35 • Rippenpartie
 36 • Unterbrust
 37 • Bauch
 38 • Flanke
 39 • Lende
 40 • Kruppe
 41 • Hüfthöcker
 42 • Oberschenkel
 43 • Knie
 44 • Hinterbacke
 45 • Unterschenkel
 46 • Sprunggelenk
 47 • Hintermittelfuß
 48 • Schweifrübe
 49 • Schweif
 50 • Schlauch / Euter


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Die Muskulatur

Die Muskulatur des Pferdes
   1 • Kaumuskel
   2 • Ohrspeicheldrüse
   3 • Brust-Zungenbeinmuskel
   4 • Brust-Kiefermuskel
   5 • Oberarm-Kopfmuskel
   6 • Milzförmiger Muskel
   7 • Kappenmuskel
   8 • Grätenmuskel
   9 • Strecker des Vorarmes
 10 • Oberflächlicher Brustmuskel
 11 • Strecker des Vordermittelfußes
 12 • Zehenstrecker
 13 • Sehnen der Zehenstrecker
 14 • Oberflächliche Beugesehne
 15 • Tiefe Beugesehne
 16 • Beuger der Vorderfußwurzel
 17 • Tiefer Brustmuskel
 18 • Breiter Rückenmuskel
 19 • Rückenlendenbinde
 20 • Großer schiefer Bauchmuskel
 21 • Kruppenmuskel
 22 • Auswärtszieher des Hinterschenkels
 23 • Einwärtszieher
 24 • Achillessehne
 25 • Zehenstrecker
 26 • Sehnen der Zehenstrecker
 27 • Oberflächliche Beugesehne
 28 • Tiefe Beugesehne

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Der Knochenbau

Der Knochenbau des Pferdes
      1 • Gesichtsschädel
    1a • Oberkieferbein
    1b • Nasenbein
    1c • Augenhöhle
    1d • Stirnbein
    1e • Hinterhauptbein
      2 • Unterkieferbein
    2a • Ganaschen
(beide Unterkieferäste)
      3 • Halswirbel (7)
      4 • Rücken-/Brustwirbel (18)
      5 • Lendenwirbel (5-6)
      6 • Kreuzwirbel (5) = Kreuzbein
 7-7a • Schweifwirbel (18-21)
 8-8a • Rippenpaare (18)
      9 • Schulterblatt
   10 • Schultergelenk
! kein Schlüsselbein !
   11 • Oberarmbein
   12 • Brustbein
   13 • Ellbogengelenk
   14 • Unterarmbein
 14a • Ellbogenhöcker
   15 • Vorderfußwurzelgelenk
   16 • Vorderes Röhrbein
 16a • Griffelbeine (2)
   17 • Fesselbein
   18 • Kronbein
   19 • Hufbein
   20 • Gleichbeine (2)
   21 • Becken
 21a • Hüftbeinhöcker
 21b • Sitzbeinhöcker
   22 • Hüftgelenk
   23 • Oberschenkelbein
 23a • Kniescheibe
   24 • Kniegelenk
   25 • Unterschenkelbein
 25a • Wadenbein
   26 • Sprunggelenk
 26a • Fersenhöcker
   27 • Hinteres Röhrbein
 27a • Griffelbeine (2)
   28 • Fesselgelenk
   29 • Krongelenk
   30 • Hufgelenk



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Definition: Exterieur

Die Anforderungen, die wir an das Exterieur (sprich exterjöhr, frz., das Äußere, das äußere Erscheinungsbild) unseres Pferdes stellen, sind je nach Verwendungszweck verschieden. Jedoch unter welchen Gesichtspunkten auch immer wir es betrachten, einige grundsätzliche Forderungen sind für jedes Pferd zu erheben.

Betrachten wir seine Gesamtform, indem wir eventuell kleine Exterieurmängel vernachlässigen (ein fehlerfreies Pferd gibt es ebenso wenig wie einen fehlerlosen Menschen), so soll es einen bestimmten Rasse- und zugleich Leistungstyp verkörpern. Ein Pferd, das rassetypisch ist, beweist damit, dass es durchgezüchtet ist und also die Leistungsanlagen seiner Rasse besitzt. Vor allem für das Zuchtpferd ist der Rassetyp unerlässliche Bedingung.

Klare, deutlich gezeichnete Konturen, trockene Textur seines Gewebes, solides Fundament, Adel in der Gesamterscheinung lassen Rückschlüsse zu aus Energie, Nerv, Härte und Leistungsfähigkeit des Pferdes.

Noch drei Begriffe sind zu definieren, die wir bei der Beurteilung eines Pferdes verwenden.

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Definition: Format

Das Format eines Pferdes wird vom Verhältnis der Rumpflänge (von Bug bis Sitzbeinhöcker) zur Widerristhöhe (Stockmaß) bestimmt. Dieses Verhältnis ist je nach Geschlecht und Rasse verschieden. Der Hengst ist meist quadratisch, die Stute eher langrechteckig und der Wallach hochrechteckig. Von Einfluss ist auch die Rasse. So ist der Prozentsatz an quadratischen Individuen unter den Orientalen aller drei Geschlechter höher als bei anderen Rassen, während die meisten durchweg im Langrechteckrahmen stehen.

Langrechteckpferd (Stute) Quadratpferd (Hengst) Hochrechteckpferd (Wallach)

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Definition: Kaliber

Das Verhältnis von Gewicht zu Widerristhöhe bezeichnet man als Kaliber.

Gewicht (in kg) : Widerristhöhe (Stockmaß in cm) = Kaliber

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Definition: Rahmen

Als Rahmen bezeichnet man das Verhältnis der einzelnen Teile des Körpers zueinander: Vorhand zu Hinterhand, Länge zu Höhe. Zugleich bedeutet es, dass große Linien die Kontur eines Pferdes ausmachen, dass der Hals und die Schulter lang, die Kruppe und das Becken breit und lang, die Brust tief sei.
Rahmen ist also ein relativer Begriff, kein absolutes Größenmaß; ein Pony kann unter Umständen mehr Rahmen haben als ein noch so großer, mächtiger Kaltblüter.

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Die Beurteilung des Pferdes

Bevor man mit der Beurteilung der einzelnen Körperpartien beginnt, sollte man erstmal einen ausführlichen Blick auf das Gesamtbild des Pferdes werfen. Dies geschieht am Besten aus ca. 10 Meter Entfernung, wobei das Pferd einen harmonischen und gesunden Gesamteindruck machen sollte. Vor-, Mittel- und Hinterhand sollten proportionsmäßig gut zusammen passen und es sollte in einem leichten Rechteckformat stehen.

Beim perfekt gebauten Pferd haben einige Linien dasselbe Maß. Beispielsweise sollten die blauen Linien alle gleich sein, also die Länge des Kopfes, die Linie von den Hüften zum Boden, die Linie von der Hüfte zum Kniegelenk, von der Kastanie zum Boden, von der Gurtenlinie zum Kniegelenk und vom Kniegelenk zur höchsten Stelle der Kruppe.
In rot sind die Linien vom Sitzbein zum Knie zum höchsten Punkt der Hüfte und von der Hüfte zum Sitzbein gezeichnet - auch sie sollten gleich lang sein.
Grau ist die Linie vom Fesselgelenk zum Ellenbogen, die der Linie vom Ellenbogen zum Widerrist entsprechen soll.
Eine gedachte Linie vom Sitzbein nach unten sollte das Sprunggelenk berühren und durch den hinteren Teil des Röhrbeins führen.

Ein gut proportioniertes Pferd

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Die Vorhand

Der Kopf

Der Kopf des Pferdes hat scheinbar keinen bedeutenden Einfluss auf die Leistungsfähigkeit des Pferdes. Aber eine eingehende Betrachtung des Kopfes lohnt sich doch, da seine Form und Größe sowie sein Ausdruck viel aussagen über Adel, Rassezugehörigkeit, Temperament, Charakter und Konstitution. Einem Hengst oder einer Stute sollte man schon am Gesicht den Geschlechtscharakter ablesen können. Der Kopf des Hengstes pflegt größer und gröber zu sein, stärker in den Ganaschen, mit breiterer Stirn und lebhafteren Augen; die Stute hat im allgemeinen einen feineren, trockeneren Kopf als der Hengst, der Angesichtsschädel ist schmäler, der ganze Ausdruck ist weiblich und sanfter. Wallache, vor allem sofern sie früh gelegt wurden, nähern sich in Form und Ausdruck oft dem Stutengesicht.

Rassetypisch ist die Ausbildung ganz bestimmter Kopfformen. Alle Pferde, deren Stammbaum einen Anteil orientalischen Blutes enthält, weisen in stärkerer oder schwächerer Form die charakteristischen Merkmale dieser Rasse auf.

Gerader Kopf
Hechtkopf
Der *Gerade Kopf* ist die angestrebte Standardform für moderne Sportpferde. Die obere und untere Profillinie verlaufen gerade und nahezu parallel. Der *Hechtkopf* (auch -Araberknick- genannt) ist eine konkave Einsenkung der Profillinie. Außerhalb seines ursprünglichen Zuchtgebietes verbreitetes, aber in seiner Heimat nicht generelles, Rassemerkmal des Vollblutarabers.
Keilkopf
Ramsnase
Der *Keilkopf* zeichnet sich durch ein mehr oder weniger gerades Profil aus. Sie haben einen breiten Ansatz und eine spitz zulaufende Maulpartie.Vor dem Zweiten Weltkrieg war diese Kopfform in der Trakehnerzucht sehr häufig. Die *Ramsnase* beginnt gerade, wölbt sich aber zu den Nüstern hin mehr oder weniger stark nach außen (konvex). Kräftig und starkknochig gebaut Rassen wie der -> Berber und viele Kaltblutpferde haben eine Ramsnase.
Ramskopf
Der *Ramskopf* ist abgeleitet vom englischen Wort -ram- für Schafsbock und ist eine konvexe Aufwölbung der gesamten Profillinie von der Stirn bis zur Nase. Früher war es auffälliges Rassemerkmal des -> Berbers und -> Andalusiers, das im 16. - 18. Jahrhundert über den Neapolitaner in viele europäische Zuchten einging und bis heute teilweise im -> Kladruber und -> Lippizaner erhalten blieb.

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Die Ohren

Die Ohren des Pferdes stehen am oberen Teil des Schädels, seitlich des Scheitels und ihn um fast zwei Drittel ihrer Länge überragend. Ihre Stellung und Länge kann sehr verschieden sein. Die Beobachtung ihrer Bewegungen und Stellungen lässt mancherlei Schlüsse auf Charakter, Laune und Temperament zu. (siehe -> Verhalten(sweisen) von Pferden) Ein gesundes, lebhaftes Pferd pflegt seine Ohren aufmerksam nach allen Richtungen zu bewegen.

Neugierige Haflingerstute Aufmerksam auf das nächste Hindernis gerichtete Ohren

Die Hängeohren, die man manchmal bei ausgesprochen edlen Pferden (Ostpreußen/Trakehnern, Englisches Vollblut, Araber) beobachtet, besagen zwar nichts über deren Leistungsfähigkeit, sehen jedoch nicht schön aus.

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Die Augen

Die Augen sind das Spiegelbild der Seele. Sie sind als Kriterium für Temperament und Charakter noch weit mehr geeignet als die Ohren. Jeder Laie sieht, ob das Auge groß oder klein ist, lebhaft oder unbeteiligt, sanft oder bösartig, feurig oder stumpf, klar oder trüb, und ob es vertrauensvoll oder ängstlich blickt.

Ein großes feuriges Auge mit stark entwickeltem Augapfel findet sich meist bei edel gezogenen Pferden.
Ein kleines und weit hervortretendes Auge, bei dem rund um die Iris weiße Sklera sichtbar wird, nennt man Ochsen- oder Fischauge.
Als Birk- oder Glasaugen bezeichnet man Augen, deren Iris durch geringe oder fehlende Pigmentablagerung hellblau, gläsern erscheint.

Wichtig ist, dass beide Augen in Größe, Ausdruck, Stellung und Färbung der durchsichtigen Teile und Weite der Pupille möglichst gleich sind.

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Die Nüstern

Die Nüstern sollen weit sein, mit dünnen beweglichen Rändern, feinbehaart und weich. Im Zustand der Ruhe dürfen sie sich nur wenig bewegen; wenn ein Pferd in der Ruhe die Nüstern so bläht wie ein gesundes nach schneller Bewegung, so hat es gewiß Atembeschwerden (z.B. Dämpfigkeit). Verschieden große Nüstern und Anomalien im Bereich der Nase lassen oft auf eine Atembehinderung schließen.

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Die Zähne

Gesunde Zähne sind für das Pferd ein grundlegender Existenzfaktor. Sind sie abnorm verbildet, bestehen gravierende Ernährungsschwierigkeiten, sind sie nicht mehr vorhanden, muss es bei bester Gesundheit und reichstem Nahrungsvorkommen verhungern.

Das vollständige Gebiss eines erwachsenen Pferdes besteht aus 12 Schneidezähnen (je 6 in Ober- und Unterkiefer) und 24 Mahlzähnen (je 12 in Ober- und Unterkiefer). Männliche Tiere besitzen zusätzlich 4 raubtierähnliche Hakenzähne (je 2 in Ober- und Unterkiefer), die mitunter auch bei Stuten auftreten können. Manchmal wächst unmittelbar vor den vorderen Backenzähnen noch der funktionslose sogenannte Wolfszahn. Den Freiraum zwischen Schneide- und Backenzähnen nennt man Laden.

Schneidezähne:
1 - Zangen, 2 - Mittelzähne, 3 - Eckzähne
Backenzähne:
P1, P2, P3 - Prämolaren (vordere Backenzähne)
M1, M2, M3 - Molaren (hintere Backenzähne)
H - Hakenzähne
1 = 5 Jahre alt, alle Kunden in den Unterkieferschneidezähnen vorhanden.
2 = 6 Jahre alt, Zangen des Unterkiefers ohne Kunden.
3 = 7 Jahre alt, Zangen und Mittelzähne des Unterkiefers ohne Kunden.
4 = 8 Jahre alt, alle Schneidezähne des Unterkiefers ohne Kunden. Der gleiche Ablauf wiederholt sich vom 9. bis 11. Lebensjahr in den Schneidezähnen des Oberkiefers.
5 = 8 bis 9 Jahre alt, Einbiss in den Eckzähnen des Oberkiefers, entstanden durch langsameres Streckwachstum des Oberkiefers. Wenn dieser aufgeholt hat, schleift sich die Kerbe wieder glatt. Mitunter wiederholt sich dieser Vorgang zwischen dem 14. und 18. Lebensjahr.
6 = 12 bis 15 Jahre alt, runde Form der Kauflächen.
7 = 15 bis 18 Jahre alt, dreieckige Form der Kauflächen.
8 = 18 Jahre und älter, längsovale Form der Kauflächen.
9 = etwa ab 16 bis 18 Jahren, starke Altersstreckung der Schneidezähne in spitzen Winkel nach vorn.

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Der Hals

Der Hals eines Reitpferdes soll möglichst lang, nicht zu dick, an der Oberseite kräftig bemuskelt und gleichmäßig aufgewölbt sein. An seiner Verbindung zur Brust, dem sogenannten Aufsatz, muss der Hals möglichst muskulös und breit sein und in einen hohen und breiten, gut bemuskelten Widerrist auslaufen.

Gut angesetzter Hals

Gewünschte Halsform bei Reitpferden:
Günstig geformter und aufgesetzter Pferdehals. Der höchste Punkt ist das Genick.

Schwanenhals

Schwanenhals:
Hoch aufgesetzt, lang und dünn und überdurchschnittlich gewölbt. Aber der höchste Punkt liegt zu weit hinten, der Hals zeigt den falschen Knick. Durch zu große Beweglichkeit und Wendigkeit vermag sich die Kopf-Hals-Haltung der Kontrolle der Zügelhand zu entziehen.

Hirschhals

Hirschhals:
Nach unten durchgebogen, durch zu starke untere und zu schwache obere Bemuskelung und den steilen, tiefen Aufsatz wird die Beizäumung und korrekte Zügelführung verhindert. Der durchlaufende Spannungsbogen vom Rücken zur Halswirbelsäule ist gestört, die Versammlung ist beeinträchtigt.


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Der Widerrist

Der Widerrist ist der obere Teil der Brust und wird durch die Dornfortsätze der ersten acht Brustwirbel gebildet. Er soll ziemlich weit hinten liegen und gut ausgeprägt sein, so dass die Schulter eine optimale Schräge bekommt.

Die Widerristform wird durch Länge und Stellung der vorderen zehn Rückenwirbel-Dornfortsätze bestimmt.

Flacher Widerrist

Flacher Widerrist:
Bei einem zu flachem Widerrist ist die Gefahr, dass der Sattel nach vorne rutscht und die Vorderhand zu sehr belastet. Um ein Vorrutschen des Sattels zu vermeiden, ist meist ein Schweifriemen erforderlich.

Normaler Widerrist

Normaler Widerrist:
Für das Reitpferd soll er etwas höher als die Kruppe, gut ausgeprägt und voll bemuskelt sein, damit der Sattel eine günstige Schwerpunktlage hat und eine stabile Sattellage gewährleistet.

Hoher Widerrist

Hoher Widerrist:
Ist der Widerrist zu hoch, so rutscht der Sattel nach hinten. Ein Brustriemen oder ein Vorderzeug können verhindern, dass der Sattel zu weit nach hinten rutscht.


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Die Schulter

Die Schulter sollte schräg und lang gebaut sein, um dem Pferd raumgreifende Bewegungen zu ermöglichen. Steile, kurze Schultern schränken häufig auch das Springvermögen eines Pferdes ein. Auf solche anatomischen Gegebenheiten muss ein Reiter Rücksicht nehmen, damit er sein Pferd nicht überfordert.

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Die Vordergliedmaßen

Die Vordergliedmaßen sind am Schulterblatt durch starke Muskulatur mit dem Rumpf verbunden. Die Lagerung des Schulterblattes ist entscheidend für den Impuls nach aufwärts sowie für Aktion und Raumgriff, zugleich dient es in seinem Aufhängeapparat als Stoßbrecher des von der Hinterhand ausgehenden Impulses nach vorwärts.
Das Ellenbogengelenk soll von starker Muskulatur überdeckt sein und verbindet den Oberarm mit dem Unterarm, der lang und kräftig bemuskelt sein soll. Von seiner Länge hängt zu einem gewissen Teil der Raumgriff der Vordergliedmaßen ab.
Das Vorderfußwurzelgelenk soll möglichst breit, massiv, trocken und deutlich zu erkennen sein. Seine vordere Kontur soll sich, von der Seite gesehen, nur wenig über Unterarm und Röhrbein erheben; dabei soll seine Breite sowie sein Tiefendurchmesser möglichst groß sein. Unterhalb des Gelenks am Übergang in die Röhre darf keine Einbuchtung zu sehen sein.
Das Röhrbein ist um so widerstandsfähiger, je kürzer, breiter und gerader es ist; es muß sich an seinen Gelenkenden zur Vorderfußwurzel und zum Fesselgelenk deutlich verstärken, um den Bändern genügend Platz für die Anheftung zu bieten. Da die Röhre keinerlei Muskulatur, sondern nur Knocen, Sehnen und Bänder besitzt, muss sich jede Einzelheit deutlich durch die Haut ertasten lassen. Die Sehnen, vor allem die am hinteren Rand verlaufende oberflächliche und tiefe Beugesehne, müssen straff und gespannt sein, sich klar voneinander trennen lassen und dürfen an keiner Stelle Verdickungen haben, weder weiche noch harte.

Korrekte Stellung
Bodeneng
Bodenweit
X-Beinig
Zeheneng
Zehenweit
Lotrecht korrekt
Vorständig
Rückständig
Vorbiegig
Rückbiegig
Röhrbein nach außen versetzt

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Die Mittelhand

Der Rücken

Die Länge, Ausformung und Bemuskelung des Rückens sind wichtige Voraussetzungen für seine Tragfähigkeit und Elastizität. Die Verbindungsbrücke zwischen motorischer Hinterhand und abrollender Vorhand, die im schwingenden Rhythmus der Gangbewegung das Reitergewicht zu tragen hat, ist ein entscheidender Faktor für die Bildung der Längsbiegung/Stellung.

Normaler Rücken

Normaler Rücken:
Die güstigste Form ist ein gerader, mittellanger Rücken, dessen tiefster Punkt in harmonischer Linie in den Widerrist übergeht und damit dem Sattel eine natürliche, schwerpunktrichtige und stabile Lage verleiht.
Eine derart tragfähige Rückenlinie fördert den Raumgriff der Gangbewegung durch elastisches Schwingen und erleichtert das Heranholen der Hinterhand zur Aufnahme des Reitergewichtes.

Karpfenrücken

Karpfenrücken:
Der Karpfenrücken ist eine widernatürliche, angeborene Aufwölbung der Wirbelsäule, die nicht elastisch schwingt und dem Sattel eine ungünstige Lage verleiht.

Kurzer Rücken

Kurzer Rücken:
Ein kurzer, strammen Rücken kann der Versammlung und damit dem Untersetzen der Hinterhand zwar entgegenkommen, er ist aber meist weniger elastisch, verhärtet und widersetzt sich aufgrund seiner massiven Kraft eher und führt mitunter zu Verspannungen im Tragapparat.

Langer Rücken

Langer Rücken:
Ein sehr langer Rücken schwingt gut durch, erschwert aber das versammelnde Untersetzen der Hinterhand durch seine Länge.

Senkrücken

Senkrücken:
Der Senkrücken ist kraftlos und besitzt nur geringe Tragfähigkeit, er verhindert die Bildung einer korrekten Stellung/ Biegung und ist deshalb für das Dressurreiten ungeeignet.
Da ein Durchschwingen nicht möglich ist, führt er zu übermäßiger Beanspruchung des Tragapparates, Schmerzen im Rücken und vorzeitiger Ermüdung des Pferdes durch das Reitergewicht.


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Die Lenden

Zwischen Sattellage und Kruppe liegen die Lenden, auf denen die Antriebskraft der Hinterhand beruht. Sie müssen kurz, dick und kraftvoll sein.

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Der Brustkorb

Der Brustkorb soll ausreichend Raum bieten für die Ausbildung von Herz und Lunge, dazu müssen die Rippen möglichst lang, breitausladend und schräg nach hinten verlaufen.

Die Bestimmung des Brustvolumens wird am besten durch das Messen des Brustumfangs sowie die Tiefe des Brustkorbes erreicht. Der Brustumfang sollte die in Stockmaß gemessene Widerristhöhe des Pferdes um wenigstens 20cm, besser jedoch um 25-30cm übertreffen.
Die Breite der Brust lässt sich von vorne nur schwer abschätzen, weil eine starke, beladene, fleischige Schulter sie breit erscheinen lässt. Während eine trockene, magere Schulter und geringe Entwicklung der Muskulatur unter dem Schulterblatt ein Pferd schmal erscheinen lassen.

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Die Flanken

Die Flanken nennt man die eingeschlossene Fläche zwischen den letzten Rippen, dem Becken und der Lende. Sie gehen nach unten ohne deutliche Grenze in den Bauch über.

Die Flanken sollen kurz und geschlossen sein, d.h., sie sollen nicht grubenartig vertieft, sondern schön gerundet und möglichst wenig auffallend begrenzt sein. Die Länge der Flanken ist abhängig von der Länge der Lende (Nierenpartie).

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Der Bauch

Der gut geformte Bauch muss ohne sichtbaren Übergang in Rippen und Flanken übergehen. Er darf nicht stark über die Brustwandung und die Hinterschenkel vorstehen. Auch seine untere Kontur sollte eine gefällige, nur leicht gerundete Linie darstellen. Je weiter die falschen Rippen zurückreichen, je geschlossener die Flanken sind, desto eher ist auch die Ausbildung eines gut geformten Bauches möglich.

Ein "Heu-" oder "Grasbauch" ist nur eine durch übermäßige Ausdehnung der Baucheingeweide entstandene Form des Bauches. Man findet ihn meist bei Pferden, die viel Rauhfutter erhalten oder bei Weidepferden.

Ein aufgezogener oder aufgeschürzter Bauch ist entweder die Folge einer schlechten Brustbildung mit kurzen falschen Rippen, wobei sich der Brustkorb nach hinten verjüngt. Bei Pferden im Training ist häufig auch der Bauchinhalt auf ein Minimum reduziert; vor allem aber pflegen chronische Koliker einen aufgeschürzten Bauch zu zeigen.

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Die Harn- und Geschlechtsorgane

Eine normale Ausbildung der Harn- und Geschlechtsorgane ist für Zuchtpferde, jedoch auch für Gebrauchspferde, sehr wichtig.

Der Schlauch bei Hengsten und Wallachen soll straff am Bauch anliegen; seine Öffnung muss groß genug sein, um ein leichtes Ausschachten des Penis zu ermöglichen. Der Penis selbst muss bei Zuchthengsten eine hinreichende Länge haben, um die Begattung erfolgreich vollziehen zu können.

Die Hoden sind von Hodensack umschlossen; sie sollen von gleicher Größe, rund, glatt und nicht übermäßig groß sein. Große, weiche und schlaffe Hoden finden sich häufig vor allem bei unedlen Pferden. Die Hoden sollen nicht zu weit vom Bauch herabhängen.
Bei Wallachen sind die Hoden durch Kastration entfernt. Man überzeuge sich immer anhand der Kastrationsnarben und der Samenstrangstrümpfe, die meißt deutlich tastbar sind, dass beide Hoden entfernt wurden.

Das Euter der Stute liegt in der Leistengegend und ist zweistrichig. Bei Stuten, die bereits gefohlt haben, pflegt es gewöhnlich etwas vergrößert zu sein.

Die Schamlippen sollen glatt, weich und gut geschlossen sein. Bei Stuten, die bei der Geburt eines Fohlens einen Dammriss erlitten haben, der nicht operativ behoben worden ist, klafft die Scheide, und es ist vielfach in der Bewegung ein schlürfendes Geräusch zu hören: Die Scheide saugt Luft ein. Abgesehen von dem unangenehmen Geräusch kommt es leicht zu Infektionen der Geschlechtswege. Außerdem sind solche Stuten meist schwer wieder tragend zu bekommen.

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Die Hinterhand

Die Kruppe

Die Kruppe ist der hintere Bereich des Pferderückens. Erwünscht ist beim Reitpferd eine nicht zu kurze, abgerundete Form mit leichter Abschrägung zum Schweifansatz hin. Aus der Kruppe kommt die Schubwirkung der Hinterhand, und dazu ist ihre Form maßgebend.

Abschüssige Kruppe

Abschüssige Kruppe:
Sie ist lang, fällt steil nach hinten ab, mit starker Winkelung von Ober- und Unterschenkel. Verleiht der Mechanik der Hintergliedmaßen eine eher tragende, unterstützende Wirkung, die sich besonders in der statisch fußenden Spezialgangart "Tölt" und beim Abstemmen in der Zugarbeit bemerkbar macht.
Diese Form kommt häufig bei den Kaltblütern und Islandponys vor.

Horizontale Kruppe

Horizontale Kruppe:
Sie ist kurz, verläuft in ihrer Oberlinie waagerecht, mit steiler Winkelung und geringer Länge von Ober- und Unterschenkel. Bewirkt oftmals eine Betonung der Mechanik zur Schubkraft nach vorn, also zu flachem, gestreckten Galopp.
Diese Form kommt häufig bei den Vollblutarabern vor.

Schräge Kruppe

Schräge Kruppe:
Sie ist lang, breit, kräftigt bemuskelt und mäßig abfallend mit rechtwinklig gelagerten, langen Ober- und Unterschenkelknochen, um eine hohe Trag- und Schubkraft in den drei Normalgangarten zu gewährleisten.
Gewünschte Standardform für moderne Sportpferde.


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Der Schweif

Der Schweif sollte bei gesunden, ausgeglichenen Pferden in der Bewegung ruhig, nahezu waagerecht und gerade getragen werden.
Ein schiefer Schweif ist entweder ein ausgesprochener Schönheitsfehler oder aber ein Anzeichen für Verspannungen im Rücken, das sich meist im Verlauf sachgemäßer Arbeit wieder legt.

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Die Hintergliedmaßen

Die Hintergliedmaßen sind der Motor des Pferdes, sehr lange und möglichst schräg zueinander gelagerte Ober- und Unterschenkelknochen in Verbindung mit kurz und kräftig ausgebildetem Hinterfußskelett ermöglichen weite Streckung der Gelenkmechanik auf raumgreifende Trittlänge und bewirken den Vorwärtsschub.

Korrekte Stellung
Bodeneng
Bodenweit
Kuhhessig
Faßbeinig
Lotrecht korrekt
Hinterständig
Vor- oder Unterständig
Säbelbeine
Gerade Sprunggelenke

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Die Fessel

Die Fessel verbindet das Röhrbein mit dem Huf. Beträgt der Winkel vom Röhrbein zur Fessel etwa 45 Grad, so ist eine hohe Wahrscheinlichkeit für verschleißfreie Lebensdauer gegeben. Steht die Fessel steiler, so ist die Elastizität geringer und die Auswirkung in der Gangbewegung für den Reiter entsprechend härter. Auch können die Knochen der Gliedmaßen durch das härtere Aufstoßten auf Dauer Schaden nehmen.
Steht die Fessel waagerechter (weiche Fessel) oder tritt sie bei steilem Huf gar durch (bärentatzig), so ist zwar die Auswirkung für den Reiter im Sattel angenehm weich, doch wird dann die große Beugesehne durch ständige Überdehnung über Gebühr strapaziert und die Lebensdauer unter Umständen erheblich verringert.

Die Hinterfesseln sind natürlicherweise, entsprechend der starken Schubtätigkeit der Hintergliedmaßen, etwas kürzer und kräftiger ausgebildet und stehen geringfügig steiler.

Weich gefesselt (Flachhuf), Winkel < 45 Grad
Normale Winkelung, Winkel ~ 45 Grad
Steile Stellung (Zwanghuf), Winkel > 45 Grad
Bärentatzig (Bockhuf)

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Der Huf

Der Huf

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Quellen
+
Fotomaterial:











Das große Sammelwerk PFERDE: Richtig verstehen, reiten und pflegen - Ausgabe 27, 28, 40
1989-1992; Hamburg: Eaglemoss Publications GmbH in Hamburg

Das Heyne Pferdebuch / Elwyn Hartley Edwards
2. Auflage - München: Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, 1992; ISBN 3-453-05917-4

Das Pferd von A-Z: Rassen, Zucht, Haltung / Gerhard Kapitzke
4. Auflage – München; Wien; Zürich: BLV, 1993; ISBN 3-405-13275-4

Pferde A-Z: Rassen, Reitlehre, Pferdesport, Haltung u. Pflege / Edel Marzinek-Späth
[I11.: Hans Held]. - München: Franz Schneider Verlag GmbH, 1988; ISBN 3-505-09750-0

Welches Pferd ist das? : 130 Pferde- u. Ponyrassen in Farbe / Jasper Nissen;
10. Auflage – Stuttgart: Franckh, 1987 (Kosmos Naturführer); ISBN 3-440-05720-8